Verdi-Chef fordert Mindestlohn von 15 Euro und warnt vor Arbeitszeitflexibilisierung

Verdi-Chef Frank Werneke hat die Mindestlohnkommission aufgefordert, sich auf eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro zu verständigen und fordert andernfalls ein Eingreifen der Bundesregierung.

„Die 15 Euro sind dezidiert im Koalitionsvertrag genannt und sie stehen jetzt als Marke im Raum“, sagte Werneke dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Er setze darauf, dass die Mindestlohnkommission zu einer Verständigung komme. „Sollte das nicht gelingen, oder wird wieder ein Vorschlag gegen die Stimmen der Gewerkschaften durchgedrückt, erwarte ich, dass ersatzweise die Bundesregierung handelt“, so Werneke weiter. „Das ist angesichts des Koalitionsvertrages auch eine Frage der Glaubwürdigkeit von Union und SPD.“

Vor dem SPD-Parteitag kritisierte der Verdi-Chef zudem die Pläne der schwarz-roten Koalition zur Flexibilisierung der Arbeitszeit scharf und warnte vor drastischen Folgen für Beschäftigte. „Dadurch wird eine Arbeitszeit von 13 Stunden am Stück ermöglicht und das wird in Bereichen, in denen die Bedingungen ohnehin schon prekär sind, auch passieren“, sagte Werneke dem RND.

„Denken Sie nur an den großen Bereich der Paketzusteller. Das sind diejenigen, die für uns die letzte Meile gehen. Es ist vollkommen klar, dass ihr Lastwagen dann so vollgepackt wird, dass sie zwölf oder dreizehn Stunden arbeiten müssen, bis er leer ist“, warnte Werneke.

„Die ganze Diskussion ist absurd“, kritisierte der Gewerkschafter, der selbst SPD-Mitglied ist, und die eigene Partei in die Pflicht nahm: „Und ich will das auch so klar sagen: Die Gewerkschaften haben den Acht-Stunden-Tag gemeinsam mit der Sozialdemokratie erkämpft. Ich würde es nicht verstehen, wenn jetzt auch mit den Stimmen der SPD der Acht-Stunden-Tag geschliffen werden würde.“

Foto: via dts Nachrichtenagentur

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