
Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat wenige Tage vor dem Nato-Gipfel in Den Haag eine führende Rolle Deutschlands in der Verteidigungspolitik des Bündnisses angemahnt.
„Deutschland muss ein Vorbild sein, wir müssen bereit sein zu führen. Es liegt an uns, das Notwendige für unsere Sicherheit zu tun und die Nato zusammenzuhalten“, sagte der CDU-Politiker dem „Spiegel“. Wadephul äußerte sich zuversichtlich, dass sich die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten darauf verständigen werden, ihre Ausgaben für Verteidigung und verteidigungsrelevante Infrastruktur auf fünf Prozent zu steigern. Das Gipfeltreffen findet kommende Woche in Den Haag statt.
Zudem forderte Wadephul die Bundesregierung und die Parteien des Regierungsbündnisses auf, den neuen Kurs in der Verteidigungspolitik offensiver zu vertreten: „Wir müssen noch viel mehr über unsere Sicherheit reden. Jetzt beginnt Phase zwei der Zeitenwende. Wir sollten den Bürgerinnen und Bürgern deutlich sagen, dass ohne ein großes Investitionsprogramm in unsere Verteidigung Deutschland und Europa in der Zukunft nicht sicher sein werden.“
Dazu gehöre mehr Personal in der Bundeswehr, aber auch eine deutliche Stärkung des Zivilschutzes. „Das ist eine große Vermittlungsaufgabe für uns in der Regierung“, sagte Wadephul. Der Außenminister hatte sich als erstes Mitglied der Bundesregierung hinter die Forderung von US-Präsident Donald Trump gestellt, die Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent zu erhöhen, was aktuell knapp die Hälfte des Bundeshaushalts bedeuten würde.
Wadephul hat nicht damit gerechnet, so bald nach seinem Amtsantritt als Krisendiplomat im Einsatz zu sein. „In der Form habe ich das nicht kommen sehen. Aber wenn man mit einer so dramatischen Situation konfrontiert ist, bleibt keine Zeit für die Rückschau“, sagte der CDU-Politiker mit Blick auf den Krieg zwischen Israel und Iran dem „Spiegel“.
Wadephul achtet nach eigenem Bekunden darauf, neben dem Ministeramt Zeit für Privates zu haben. „Das ist schwieriger geworden, aber mein Familienleben ist mir sehr wichtig. So versuche ich beispielsweise, mit meiner Frau weiterhin den Wochenendmarkt in meinem Heimatort oder Theateraufführungen in Hamburg zu besuchen“, sagte er.
Wadephul ist verheiratet und Vater von drei Kindern; er lebt mit seiner Frau im schleswig-holsteinischen Molfsee bei Kiel. Der 62-Jährige ist seit Anfang Mai im Amt, der erste an der Spitze des Auswärtigen Amts mit einem CDU-Parteibuch seit 1966.
Mit Bundeskanzler Friedrich Merz, ebenfalls CDU, wolle er auf dem Feld der Außenpolitik „Politik aus einem Guss“ machen. „Wir bespielen unterschiedliche Ebenen und ergänzen uns. Das ist das Normalste der Welt. Der Bundeskanzler vertraut mir, ich vertraue ihm. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ich meine Arbeit machen kann“, sagte Wadephul.
„Die allermeisten unserer Gespräche laufen so ab, dass der Kanzler mich nach meiner Meinung fragt“, sagte er. Auf die Frage, ob er dem Kanzler auch widerspreche, sagte Wadephul: „Ich habe weder zu Oppositionszeiten noch seit der Regierungsübernahme Anlass gehabt, Friedrich Merz groß zu widersprechen. Ich habe aber auch kein Problem damit zu akzeptieren, dass er der Regierungschef ist und über die Richtlinienkompetenz verfügt.“
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