EU-Ökonomen erwarten steigende Zölle auf US-Importe – Unterschiede zwischen Ländern und Expertenmeinungen

Ökonomen in Europa rechnen bis Ende des Jahres mit einem deutlich erhöhten Zollniveau auf Importe aus den USA. Das zeigt eine neue internationale Befragung des Ifo-Instituts von Wirtschaftsexperten im Rahmen des Economic Experts Survey (EES).

Im Durchschnitt erwarten sie demnach, dass die Zölle auf US-Produkte bei 18 Prozent liegen werden. Besonders hohe Schätzungen gaben Ökonomen in Frankreich, Spanien und Portugal ab. Sie rechnen mit Zöllen zwischen 20 und 25 Prozent, während Länder in Mitteleuropa wie Deutschland von 15 bis 20 Prozent ausgehen. Die niedrigsten Zollbelastungen erwarten Ökonomen in Schweden, Bulgarien und Italien mit 10 bis 15 Prozent. „Was die Experten erwarten und was sie für angebracht halten, unterscheidet sich allerdings stark“, sagte Ifo-Forscherin Emilie Höslinger. „Sie gehen von einer protektionistischen Realität aus, befürworten aber fast einheitlich deutlich niedrigere Zollsätze.“

Im Durchschnitt empfehlen Wirtschaftsexperten in der Europäischen Union Zölle auf Importe aus den USA in Höhe von 12,8 Prozent, wobei sich die Angaben zwischen den einzelnen Mitgliedsländern stark unterscheiden. „Die Ergebnisse spiegeln auch die Probleme innerhalb der EU wider, sich auf eine gemeinsame Handelspolitik zu einigen“, sagte Höslinger. „Dabei wäre das gerade jetzt im Konflikt mit den USA wichtig.“

Umgekehrt erwarten Ökonomen in den USA zwar einen ähnlich hohen durchschnittlichen Zollsatz auf Importe aus der EU bis Jahresende von 19 Prozent, sprechen sich aber für deutlich niedrigere Zölle auf EU-Waren von nur drei Prozent aus. Die großen Unterschiede zwischen empfohlenen Zollsätzen und der erwarteten Realität stellen auch die Politik vor Probleme.

„Die Ergebnisse sollten ein Warnsignal für Politiker sein“, sagte Ifo-Forscher Philipp Heil. „Wirtschaftsexperten auf beiden Seiten des Atlantiks gehen nicht davon aus, dass ihre Länder eine ökonomisch wünschenswerte Handelspolitik betreiben werden.“ Für Stabilität im globalen Handel brauche es eine fundierte und vor allem kooperative Handelspolitik auf allen Seiten.

Foto: via dts Nachrichtenagentur

  • Related Posts

    CDU-Arbeitnehmerchef Dennis Radtke kritisiert Umfragewerte und fordert Fokus auf Wohnungsnot

    Der CDU-Arbeitnehmerchef Dennis Radtke hat seine Partei angesichts der aktuellen Umfragewerte scharf kritisiert und der Bundesregierung eine falsche Prioritätensetzung vorgeworfen.„Die jüngsten Umfragen sind dramatisch“, sagte der CDU-Politiker dem „Focus“ und…

    SPD fordert Unterzeichnung der Gaza-Erklärung: Ahmetović kritisiert Bundesregierung

    Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetović, fordert von der Bundesregierung, dass sie die Erklärung mehrerer Staaten für ein sofortiges Ende des Krieges im Gazastreifen unterzeichnet.„Es wäre angebracht, Fehler einzugestehen…

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert