
Der Chef von Thyssenkrupp, Miguel López, zeigt sich offen für eine Beteiligung des Staates an der Marinesparte TKMS, die er demnächst an die Börse bringt.
„Ich möchte das für die Zukunft nicht ausschließen“, sagte der Konzernchef dem Nachrichtenmagazin „Focus“. „Im Moment ist es jedoch nicht geplant. Sicher ist: Wir wollen als Thyssenkrupp AG das neue Unternehmen TKMS langfristig mehrheitlich führen.“
Die neue Bundesregierung hat es nach Ansicht des Thyssenkrupp-Chefs geschafft, die Stimmung in der Wirtschaft zu heben. „Das Klima hat sich gebessert, die nackten Zahlen leider nicht“, sagte López. „Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft hält branchenübergreifend noch immer an.“ Er rechne für 2026 mit „deutlichen Effekten“ durch das Sondervermögen für die Infrastruktur. „Zusammen mit der steigenden Nachfrage nach Verteidigungsinstrumenten wird das voraussichtlich in den Jahren 2027 und 2028 ein Konjunkturmotor sein.“
Gleichzeitig warnte er vor einem Ende des Industriestandortes Deutschland. Werde Energie nicht drastisch billiger, verschwänden die Fabriken aus dem Land, warnte der Manager. „Langfristig muss der Strompreis auf drei Cent sinken, wenn unsere Industrie hierzulande überleben will.“ Auf die Frage, ob er mit Abwanderung drohe, sollte der Strompreis nicht um zwei Drittel sinken, antwortete der Thyssenkrupp-Chef: „Das ergibt sich von allein, da muss ich gar nicht drohen. Welche energieintensiven Unternehmen können denn das aktuelle Preisniveau durchhalten?“
In Deutschlands Energiepolitik sei „vieles in die falsche Richtung“ gelaufen, kritisierte López. So sei eine Energiewende mit Wind und Sonne in Deutschland „schlichtweg nicht sinnvoll“. Der Konzernchef wörtlich: „In Europa gibt es genau zwei Regionen, die wettbewerbsfähig grünen Strom produzieren können: Skandinavien und die iberische Halbinsel. Von dort müssen wir den Öko-Strom in großen Mengen mit importieren. Nur dann können wir im Energiebereich wettbewerbsfähig werden.“
Zum Schutz vor „unfairer Konkurrenz“ fordert der Thyssenkrupp-Chef Einfuhrzölle für Stahl. Mit Blick auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Stahlzölle in Amerika sagte er: „Wir beobachten, dass sich Kapazitäten aus dem außereuropäischen Ausland – vor allem aus Asien, aber auch aus Brasilien – in Richtung Europa verlagern. Dieser Effekt ist gefährlich. Deshalb sollten wir die Regeln der US-Regierung für den Stahl auf EU-Ebene eins zu eins übernehmen. Wir sollten ebenso hohe Einfuhrzölle verlangen wie Donald Trump. Damit schaffen wir eine Balance.“
Foto: via dts Nachrichtenagentur