Joachim Meyerhoff: Warum der Schauspieler seinen amerikanischen Traum begraben hat

Joachim Meyerhoff sieht die USA nicht mehr als Sehnsuchtsort. „Mein amerikanischer Traum ist geplatzt“, sagte der Schauspieler und Bestsellerautor dem „Spiegel“. Zurzeit würde er nicht in die USA reisen. „Als Europäer fühle ich mich dort gerade nicht willkommen. Ich habe keine Lust, stundenlang am John-F.-Kennedy-Flughafen meine Einreisepapiere überprüfen zu lassen.“

Als 18-Jähriger verbrachte Meyerhoff ein Jahr im US-Bundesstaat Wyoming. Ihn wundere nicht, wie sich das Land entwickelt habe. „Dieses ganze Leben, wie ich es damals mitbekam, führte ansatzlos dahin, wo wir jetzt sind. Es gibt eine direkte Linie“, so Meyerhoff. „Trump kam nicht aus dem Nichts.“ Er sei „die Verkörperung dessen, was viele Amerikaner schon lange als ideologische Heimat empfinden“.

Wyoming, wie er es vor 40 Jahren erlebt habe, sei erzrepublikanisch gewesen, fremdenfeindlich durch und durch. „Die paar Afroamerikaner, die es an meiner Highschool gab, hatten einen schweren Stand, ebenso die Mexikaner. Es war gang und gäbe, dass Leute sich prügelten.“ Homophobie habe als normal gegolten. „Dann dieser Kult um die Waffen. Da fuhren Leute in ihren Pick-ups, im Rückfenster die Gewehre, auf der Ladefläche zwei kläffende Schäferhunde.“

Über seine damaligen Gasteltern sagte Meyerhoff: „Ich mochte sie von Herzen, sie waren liebevolle, mir nahe Menschen, hatten aber schlimme Ansichten. Sie waren eingefleischte Kommunistenhasser, tiefreligiös und rassistisch, und den ganzen Tag lief der Fernseher. Ich habe sie mal gefragt: Wie fändet ihr das, wenn ich eine Afroamerikanerin daten würde? Das war für sie indiskutabel.“ Er habe keinen Kontakt mehr zu ihnen. „Aber ich bin überzeugt, dass sie, falls sie noch leben, Trump-Wähler sind.“

Foto: via dts Nachrichtenagentur

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