Studie: Frühe Bildung vernachlässigt soziale Kompetenzen und sozioökonomische Faktoren

Bildungsprogramme für junge Kinder konzentrieren sich weltweit zu stark auf kognitive Fähigkeiten und vernachlässigen soziale Kompetenzen. Das hat eine Studie der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Luxemburg ergeben, die Leitlinien zur frühkindlichen Bildung in mehr als 50 Staaten untersucht hat, wie die Forscher am Mittwoch mitteilten.

Auch die Bedeutung der sozioökonomischen Verhältnisse der Kinder für den Bildungserfolg spiele in den Programmen nur eine untergeordnete Rolle. Die Studie analysierte mehr als 90 offizielle Dokumente aus den Jahren 1999 bis 2023. Dabei zeigte sich, dass soziale Kompetenzen wie Kooperation, Toleranz und gemeinsame Problemlösung kaum erwähnt werden. Stattdessen stünden Sprache, Informationsverarbeitung und räumliches Vorstellungsvermögen im Mittelpunkt. Zudem würden strukturelle Faktoren wie der Bildungshintergrund der Eltern oder belastende Lebensereignisse der Kinder weitgehend ignoriert.

„Die Vorstellung, dass individueller Erfolg auf Talent und Anstrengung beruht, ist in Teilen richtig. Sie ignoriert aber, wie stark Erfolg von strukturellen Faktoren abhängt“, sagte Samuel Greiff von der TUM. In Zeiten, in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet sei, sei der Verzicht auf die Förderung sozialer Kompetenzen kontraproduktiv. Die Forscher fordern weitere Untersuchungen, um die Auswirkungen dieser Schwerpunktsetzung in der Praxis zu analysieren.

Foto: via dts Nachrichtenagentur

  • Related Posts

    Baerbock fordert erste UN-Generalsekretärin

    Die Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock, wirbt für eine Frau an der Spitze der Vereinten Nationen.Männer und Frauen hätten „die gleichen Rechte und sollten somit auch die gleichen Chancen haben,…

    Linnemann wirft AfD-Führungsduo zunehmende Radikalisierung vor

    Aus Sicht der CDU verschärft die AfD ihren Kurs in Richtung Rechtsextremismus. „Die AfD radikalisiert sich unter der Führung von Alice Weidel und Tino Chrupalla immer mehr“, sagte CDU-Generalsekretär Carsten…

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert